Im Kunst Unterricht klickte es.
Kreativität ist für mich Handwerk. Ganz runtergebrochen reicht mir ein Stück Papier und ein Stift. Damit fing und fängt irgendwie alles an. Ich erinnere mich gerne an meine Jugend zurück, wo ich schon sehr viel Wert auf eine schöne Handschrift gelegt habe.
Die Schulhefte sollte schon schick ausschauen. Ganz besonders viel Mühe habe ich mir besonders immer für Deckblatt der Schulhefte gemacht. Der Name und das Fach mussten doch schick ausschauen. Das ging dann soweit, dass viele meiner Klassenkameradinnen ihren Namen aufm Heft von mir geschrieben haben wollten.
Wenn man mein Heft dann aufgeklappt hat, dann waren diese meistens besonders im Außenbereich (Datumsbereich), aber auch mittendrin und häufig auch auf den letzten Seiten vollgekritzelt, mit irgendwelchem Kram, bis zum geht nicht mehr. So fing quasi alles an. Das ich später mal Kreativer werden würde habe ich da natürlich noch nicht geahnt.
Recht schnell kam ich durch meine Freizeitbeschäftigung Skateboard fahren mit der Graffitiszene in Berührung. Das Wissen was ich dort erlangt habe über Farb-Kombinationen, Schriften (Typogestaltung), Character (Comics, Köpfe und Co. malen), sollten quasi den Grundstein legen für dessen was da noch so kommen mag bzw. kam.
Es gab für mich dann einen weiteren „Aha“ Moment, der mich dann letztendlich wirklich vollends auf den kreativen Weg gebracht hat. Ich sollte in irgendeiner Kunst Klassenarbeit ein Stillleben malen. Das Objekt sollte eine Banane sein, die ich dann vor meinem Din A3 Zeichenblatt positionierte und mit leicht abgezogener Schale quasi drapierte.
Ich begann dann also mit ’nem Bleistift die Banane zu malen und wollte mir richtig Mühe geben. Für die Klassenarbeit hatten wir glaube ich 2 Schulstunden zur Verfügung. Neben der Bananenzeichnung mussten wir auch noch eine abstrahierte Zeichnung derer malen und noch einige Fragen zu gewissen Themen beantworten.
Ich war so vertieft in meiner Bananenzeichnung, dass ich total die Zeit vergaß und mich der Lehrer erinnern musste: Björn, das sieht absolut klasse aus, aber denk dran du hast noch andere Aufgaben.
Ich habe da wirklich eine, für meine damaligen Verhältnisse, ziemlich fotorealistische Banane mitm Bleistift gemalt, was ich irgendwie erst so richtig realisiert habe als der Lehrer mich auf meine Zeit aufmerksam macht.
Long Story Short. Also erledigte ich die restlichen Aufgaben und habe für die Arbeit komplett eine 2+ oder so bekommen meine ich, weil ich für die anderen Sachen dann nicht mehr ganz so viel Zeit aufbringen konnte. Ich erinnere mich gerne ans Sonderlob zurück, welches der Lehrer dann textlich noch mal unter die Klassenarbeit geschrieben hatte.
Da hat es irgendwie klick gemacht, denn so ging es dann, in Sachen Kunst zumindest, immer weiter für mich und es hat mich bis heute nicht losgelassen.
Klar, es haben sich zwischenzeitlich die Werkzeuge verändert, so dass ich dann damals relativ schnell auch beim Computer gelandet bin. Dort ging es dann natürlich viel mehr Richtung Logodesign, Poster, Plakate, Flyer, Typodesign, Broschüren, Hefte und vieles vieles mehr.
Man stellt sich das am Anfang natürlich recht einfach vor, war es aber nicht. Denn es reichte dann natürlich nicht mehr aus nur geile Sachen im Kopf zu haben und zu meinen, so oder so könnte das alles geil ausschauen, denn das Ganze musste ja auch noch umgesetzt werden. Nicht mehr nur mit nem Stift und nem Blatt Papier sondern mit Maus, Tastatur, Bildschirm und in den entsprechenden dafür vorgesehenen Programmen.
Das war gerade zu Beginn des Studiums oder der entsprechenden Ausbildung schon eine Hürde die es zu überspringen galt. Vom Thema Zeitdruck und Co., der dann natürlich hinterher bei Kundenprojekten etc. noch hinzu kam, will ich gar nicht erst anfangen. Aber so ist das. So trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen, das ist Ausbildung, Handwerk und Berufung.
Und ich kann heute mit Sicherheit sagen, man hat nie ausgelernt. Es gibt auch für mich heute immer noch was im kreativen Handwerk zu entdecken und zu lernen, denn man will und muss auch immer up-to-date sein und bleiben wenn man lange mitspielen will.
Ich bin aber der festen Überzeugung, dass ich durch meinen kreativer Charakter, meiner Einstellung zum Leben und meiner jahrelangen Erfahrung in diesem Bereich, ja wie soll ich sagen? Ich finde das steckt einfach in einem, das kann man teilweise auch nicht alles lernen. Was schaut jetzt gut aus, was könnte funktionieren, was geht nicht, welche Farben gehen zusammen und welche nicht.
Ich brauch da teilweise gar nicht lange drüber nachdenken, das blitzt dann einfach so rein und kommt dann wie aus der Pistole geschossen. Das schaut gut aus, diese Farben kannst du lieber nicht miteinander kombinieren, das mach lieber so und so usw. Ich kann mir die Sachen unheimlich gut im Kopf vorstellen und durch die jahrelange Erfahrung auch zu Papier oder in den Bildschirm bringen.
Und da erinnere ich mich gerne an die Banane zurück – ich dachte im Leben nicht daran, dass ich da gleich ne fotorealistische Banane mit nem Bleistift male, aber es passierte einfach und ich ließ es passieren.
Danke fürs Lesen und Lg, euer Björn